Zur Idee Zum Text
Zur Kontaktaufnahme
Abholen könnt ihr euch Wimpel und Flyer an folgenden Orten (wenn da keine mehr sind, schreibt uns gerne eine Email!):
Leipzig-West:
„Vleischerei Konieczny
Gießerstraße 32a“
Nach der Bundestagswahl 2017 und den Pogromen von Chemnitz 2018 stand die Frage im Raum, was tun, um dem sogenannten „Rechtsruck“ nicht nur zuzuschauen.
Abgeschaut aus Berlin kamen wir damals auf die Idee hier im Leipziger Westen ein Symbol zu kreiern, um vielen Menschen im Viertel zu ermöglichen ein Zeichen ihres Unmutes gegen diese Zustände und Entwicklungen zu setzen. Mit der Idee eines „Wimpels“- also eines einheitlichen Symbols zum Aufhängen im eigenen Ladenlokal oder gar der Schaufensterscheibe – wollen wir ein leichtes Angebot für alle im Viertel schaffen. Mit dem Aufhängen des Wimpels, dem Aufhängen eines Posters oder Auslegen der Flyer mit unserem Grundlagentext, können wir uns hier im Viertel gegenseitig und ohne uns direkt zu kennen eine Gefühl der gegenseitigen Solidarität und Bezugnahme geben.
Der Zuspruch war nicht schlecht – eine lokale Kneipe, ein Späti, sowie ein Programmkino erklärten sich bereit, als „Abholstationen“ für die Wimpel zu dienen. Ab Ende 2018 hingen dann in den ersten Lokalen und Gewerberäumen diese Wimpel und auch das ein oder andere WG-Fenster in oberen Etagen wurde damit geschmückt. Leider fehlte uns nach unserem anfänglichen Elan dann die Ausdauer. Gerade zu Beginn des 2. Anlauf kam Corona. Nun also mit einiger Verzögerung wagen wir den zweiten Anlauf. Es ist beklemmend, dass wir den Text von 2018 genau so wie er ist einfach wieder übernehmen können und „die alten Flyer“ verteilen können. Aber umso mehr zeigt uns dass die Wichtigkeit sich hier im Viertel aktiv zu verhalten und auch öffentlich zu positionieren.
Wenn du das Ganze unterstützen möchtest kannst du dies auf verschiedene Arten tun.
- Am Meisten freuen wir uns natürlich, wenn du Lust hast einen Wimpel bei dir aufzuhängen.
- Aber auch schon das Auslegen der Flyer und das Weitererzählen der Idee unterstützt uns natürlich.
- Die Wimpel können an verschiedenen Orten im Leipziger Westen abgeholt werden. Mega freuen wir uns natürlich, wenn du Lust hast auch ein solcher Ort zu sein, dieser würde über die Webseite beworben werden. Dann würden wir euch einfach mal einen Stapel Wimpel und eine Spendendose mitbringen. Die Wimpel kosten kein Geld. Aber natürlich haben wir für die Papier- und Stoffdrucke Aisgaben. Wenn Leute also etwas spenden wollen freuen wir uns. Überschüssiges Geld geht an Projekte, die Geflüchtete unterstützen.
Manifest der Kampagne:
Unsere Alternative: Solidarität!
Position beziehen ~ Widerstand leben
Spürbar hat sich das gesellschaftliche Klima gewandelt – es ist wieder merklich kälter geworden.
Ob als Mob auf der Straße, in den Medien oder den Parlamenten: Menschenfeindliche Stimmen, die sich für die Ungleichheit und Spaltung aussprechen, werden immer lauter und durchsetzungsfähiger. Auch und gerade in Sachsen haben sich neofaschistische Strukturen flächendeckend etabliert.
Dieser Rechtsruck findet aber nicht nur seit ein paar Jahren und nicht ausschließlich in Sachsen oder Deutschland, sondern in großen Teilen Europas und von den USA über Brasilien bis zur Türkei, weltweit statt. Und er lässt sich vor allem nicht nur an einer Partei festmachen, sondern zieht sich durch das gesamte Parteienspektrum. Die AFD als Kristallisationspunkt einer teilweise faschistischen Massenmobilisierung existiert erst wenige Jahre und war lange Zeit an keiner Regierung, noch nicht einmal in einer Kleinstadt, beteiligt. Trotzdem erleben wir in Deutschland seit Jahrzehnten eine erneute Verschärfung reaktionärer und autoritärer Denkmuster und ihrer praktischen Konsequenzen.
Allein die letzten dreißig Jahre zeigen: Von der faktischen Abschaffung des Asylrechtes (1992) und des seitdem permanenten Ausbaus der „Festung Europa“, über die Privatisierungswelle der 1990er Jahre und die ihr unter Rot-Grün folgenden massiven staatlichen Angriffe auf die Sozial- und Bildungssysteme, hin zum Ausbau des autoritären Staates mit Massenüberwachung & verschärften Polizeigesetzen, sowie der zunehmenden Teilnahme Deutschlands an militärischen Konflikten: Alle Parteien in Deutschland befeuerten eine Entwicklung die Arme drangsaliert und Reiche gewinnen lässt, erklärten immer mehr Menschen zu solchen 2. oder 3. Klasse und bauten den Sicherheitsapparat mit aus, der bestehenden sozialen Spannungen mit Repression begegnen soll, statt auf die Ursachen einzugehen. Sie alle hatten maßgeblichen Anteil daran, dass sich neofaschistische Strukturen entwickeln und festigen konnten.
Wir sehen dabei ein Vertrauen in staatliche Strukturen, gerade in die sogenannten „Sicherheitsbehörden“ als vergeblich und sogar gefährlich an. (Nicht erst) Vom Oktoberfestattentat 1980 bis zum NSU 1999-2011 zeigt sich eine jahrzehntelange Kontinuität nicht nur des Desinteresses, sondern der teilweise aktiven Verhinderung von Ermittlungen durch Verfassungsschutz und Polizeibehörden.
Dazu passt, dass sich gerade in den letzten Jahren die Berichte über faschistische Kräfte innerhalb der Sicherheitsapparate häufen: Angehörige von Polizei und Militär sind Teil von rechtsextremen und bewaffneten Netzwerken mit Todeslisten, geben interne Informationen an Faschist*innen weiter und verschicken aus Polizeibehörden rechtsextreme Drohbriefe an missliebige Personen.
Wir sollten weder den Fehler machen im Kampf gegen Rechts auf die Sicherheitsbehörden zu setzen, noch mit dem Finger nur auf „die Parteien“ zu zeigen. Auch Parteien sind zum Teil nur ein Abbild gesellschaftlicher Entwicklungen. Ihnen alleine die Schuld für diese zu geben, öffnet nur den Raum für krude Verschwörungstheorien. Der Rechtsruck der Regierenden ist ein Rechtsruck der Gesellschaft.
Und Gesellschaft sind wir alle.
Es gibt kein „unpolitisches“ Handeln. Jedes Schulterzucken, jedes Wegschauen, jede Aussage, die behauptet „wir könnten ja eh nichts ändern“, jedes Nichtpositionieren ebnet jenen den Weg, die sich für eine nationalistische, patriarchale und ausbeuterische Vorstellung der Gesellschaft einsetzen.
Dem setzen wir unsere eigenen Vorstellungen entgegen: Eine Erzählung von aktiver Unterstützung der anderen, eine Erzählung in der wir Konflikte gleichberechtigt und auf Augenhöhe lösen, eine Erzählung in der Menschen nicht nach Hautfarbe, Geschlecht, ihrer Art zu lieben oder ihrer Herkunft beurteilt werden, sondern an ihren Handlungen. Eine Erzählung in der es nicht als „Naturgesetz“ betrachtet wird, dass einige Wenige immer reicher und die Meisten von uns immer ärmer werden. Eine Erzählung in der nicht das eigene Einkommen oder das der Eltern den Bildungsgrad, die Wohnortwahl, oder die Gesundheitsversorgung bestimmt. Eine Erzählung in der es nicht hingenommen wird, dass Menschen im Profitinteresse anderer ausgebeutet werden. Eine Erzählung in der Menschen, die geflohen sind, der Frieden gewährt wird, den sie brauchen.
Kurzum: Eine Erzählung der aktiven Solidarität.
Wir denken keineswegs, dass das Aufhängen eines Wimpels an sich allein ausreicht. Es darf bei dieser Erzählung nicht bleiben. Durch gut gemeinte Worte ist wenig gewonnen – nur Handlungen verändern wirklich. Wenn wir ein Viertel, eine Stadt, eine Gesellschaft wollen, in der unsere Erzählungen eine Rolle spielen, dann ist es an uns allen – wenn wir das nicht schon längst tun – aktiv Position zu beziehen. Gerade in den kommenden Zeiten heißt das, sich schützend voreinander zu stellen und aktiv füreinander einzustehen. Und doch geht es uns auch darum, diese Erzählung in unseren Straßen sichtbar zu machen. Darum haben wir uns entschieden, den Wimpel gemeinsam mit diesem Text zu verteilen. Das Auftauchen dieses Symbols an verschiedenen Fenstern & Läden kann uns zumindest gegenseitig die Kraft geben, nicht alleine zu stehen gegen die menschenfeindlichen Tendenzen der Zeit.
Gegen den Rechtsruck und für die Emanzipation!
Es gibt auch eine Schablone für Banner, z.b. für Hausprojekte, diese vermitteln wir euch gerne auf Anfrage.
Kontakt via Mail an: „unserealternative[ähd]riseup.net“